Battle of L.A. – Ist Der Kampf Um Die Stadt Schon Längst Entschieden? 

Photo Credit: AP Photo/Ringo H.W. Chiu

Battle of L.A. – Ist Der Kampf Um Die Stadt Schon Längst Entschieden? 

 

Wenn man sich das gestrige Derby in der „City of Angels“ anschaut, sieht es so aus als hätte die Franchise, die ursprünglich aus San Diego nur 120 Meilen in Richtung Norden nach Los Angeles gezogen ist, den Revierkampf schon längst gewonnen.

Zum Auftakt der „NBA Rivals Week“, haben Kawhi Leonard, Paul George und die anderen Clipper keine Zweifel offengelassen, welches Team aus Los Angeles das frühere Staples Center als Sieger verlassen werden wird.

Auch wenn LeBron James sich mit einem persönlichen Rekord von neun verwandelten Dreiern (9/14), massiv gegen die Niederlage gewehrt hat, so musste er in der heutigen Crypto.com Arena am Ende des vierten Viertels den metaphorischen Hut vor der Leistung des Stadtrivalen ziehen.

Die Clippers dominierten ab dem ersten Viertel den „Parkplatz“ und trafen Rekordverdächtige 15/23 Dreier. Und als wäre dieser Dreierregen nicht genug für die Lakers gewesen, konnten die Clippers auch noch 60 Prozent ihrer Würfe aus dem Feld im Netz versenken. Nach der ersten Halbzeit stand dann der Stadtderby-Rekord von 77:54 fest!

Noch nie haben die Clippers im Derby gegen die Lakers mehr Punkte in einer Hälfte erzielt. Auch die 46 Punkte vom King haben nichts am 115 zu 133 Endstand ändern können. Zugegeben, man könnte meinen, die Leistungen klingen nach einer absoluten Ausnahme-Abend für die ehemalige Franchise aus San Diego. Der beste Rat an die Lakers könnte lauten, in einer wenig spannenden Midseason diese Partie einfach „abzuhaken“. „Wenn man ein Spiel verlieren kann, dann gegen DIESE Clippers“. So oder so ähnlich könnte man den Lakers gut zureden, um die hängenden Köpfe von LeBron James, Russel Westbrook oder Dennis Schröder wieder aufzurichten. Aber ist das wirklich so? 

Die Lakers und die Clippers teilen sich die crypto.com Arena schon seitdem einige von uns denken können. Und in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Hoch-Zeiten für die Clippers. Denken wir einmal an die Lob-City-Zeiten mit Chris Paul, DeAndre Jordan und Blake Griffin zurück. Auch aktuell gilt der verletzungsanfällige Kader der Clippers als einer der besten der Liga. Gespickt mit Superstars wie „The Klaw“ oder „PG“, sollte es daher selbstverständlich sein, dass die Clippers eine mindestens auf Augenhöhe agieren, was den Ruhm in Los Angeles angeht, wie ihr Stadtrivale Lakers. 

Das ist aber absolut von der Hand zu weisen! Während Los Angeles zugepflastert ist mit Murals der Lakers, finden die Clippers deutlich weniger Anklang bei den ansässigen Fans. Geprägt durch die Geschichte der Franchises ist dies sicher keine Überraschung. 

Die sogenannte „Hallway Series“, fand das erste Mal in der gleichen Stadt im Jahre 1984 statt. Damals noch in unterschiedlichen Arenen der Stadt, konnten die Lakers das erste Battle für sich entscheiden.

Mit 108–103 “fegten” die Lakers den neuen Stadtrivalen vom Platz, während die Presse der Stadt skandierte: “a crosstown rivalry was born”. Die Rivalität fand aber nur auf dem Papier statt, denn die Clippers konnten keins der ersten 27 Spiele gegen die Lakers gewinnen. Erst in der Saison 1991/92 sollte es den ersten Sieg des damaligen selbsternannten „Peoples’ Teams“ gegen die Lakers geben. Dieser Sieg leitete allerdings keinen Trend ein, denn die übermächtigen Lakers dominierten auch die Folgejahre bzw. Dekaden die Stadt.

Wir alle erinnern uns lebend gerne an die Dominanz der 2000er Lakers mit zwei, wohlklingenden Namen, wie Shaquille O`Neal und Kobe Bryant. Aber nicht nur die beiden Hall of Famer, sorgten von 1999-2010 für in Summe für 5 Titel für die Lakers. Die Clippers hingegen haben stand heute weder eine Championship noch einen Conference Title. Warum sprechen wir dann überhaupt über diese alte Rivalität, wenn die Lakers doch offensichtlich die deutlich bessere Franchise sind? Auch die Ticketpreise sprechen hier eine deutliche Sprache. Während man bei den Clippers, dem „Peoples’ Team“, die für die Mittelschicht in Los Angeles stehen sollen, für „schmales Geld“ in die Halle gehen kann, muss man bei den glorreichen Lakers deutlich tiefer in die Tasche greifen. Laut einer Analyse von Conor McLaughlin, sind die Ticketpreise, die man ausgeben muss, um die Lakers live sehen zu können im Durchschnitt vier oder fünf Mal so teuer gegenüber den Preisen, die man für die Clippers aufbringen muss.

Also nochmal, warum sprechen wir überhaupt über ein Derby oder eine Rivalität, wenn die Menschen in der Stadt, dies augenscheinlich schon längst entschieden haben? Ganz einfach: Weil es sportlich seit 2013 unfassbar interessant geworden ist. Von den einst dominierenden Lakers war in den 2010ern nicht mehr viel übrig. Auf der anderen Seite waren die Clippers in der 2013-2014er Saison ein ernstzunehmender Contender auf den Titel. Wenn Donald Sterling nicht für einen massiven Rassismus und Sexismus Skandal gesorgt hätte, was damals maximale Unruhe in den Lockerroom der Lob-City-Clippers gebracht hat, wäre dieser sicher möglich gewesen.

Aber auch in jüngerer Vergangenheit, schienen die Clippers das Ruder rumzureißen. In den 2021er Playoffs, schafften es die Clippers ohne (!) Franchise-Player Kawhi Leonard in die Conference Finals, schieden dann aber gegen die rekordverdächtigen Phoenix Suns, angeführt vom alten Weggefährten Chris Paul, kurz vor den Finals mit 4-2 aus. 

Nach wie vor kein Finals Sieg für die Clippers. Spielstand in Titeln: 17-0 für die Lakers. Aber wie auch immer, man sieht, dass sich das Ruder in den vergangenen Jahren auch in Richtung der Clippers gedreht hat. Auch wenn sich die Lakers den 2020er Bubble-Titel holen konnten, ist das Derby der beiden Stadtrivalen geprägt von Serien. Schauen wir uns das Battle of L.A. der vergangenen Jahre an, haben die Clippers 11 Spiele in Folge gewinnen können! 

Viele Lakers Fans werden am Ende dieses Artikels, teilweise zurecht, mit Titeln argumentieren, allerdings hält sich nach wie vor ein hartnäckiges Gerücht, dass ein gewisser Rookie namens Kobe Bryant fast bei den Clippers gelandet wäre. Und was dann mit dem Battle of Los Angeles passiert wäre, ist eines der größten „What Ifs“ in der Geschichte der Stadt.  

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