Ein Neuer Trend – Die Ästhetik Von Overhead Fotos 

Photo by Howard How/Getty Images

 

Genau eine Woche ist jetzt schon her, als die Los Angeles Clippers in Memphis bei den Grizzlies einen wichtigen Sieg um die besten Play-Off Spots erzielen konnten. Jeder Sieg ist von immenser Wichtigkeit für die Teams im Westen, die noch um die Playoffs oder sogar Play-In-Plätze der diesjährigen Saison kämpfen. Die Plätze 5-11 sind so nah beieinander, dass wir mittlerweile fast schon Playoff Basketball am Ende der Regular Season sehen. 

Und das merkt man den Spielern auch an. 

Bestes Beispiel dafür ist Ex-MVP Russell Westbrook, der seinen persönlichen „Abend des Jahres“ hatte. Russell schmiss sich in jedes Play rein und sorgte für Vintage-Vibes, wenn man ihm dabei zugesehen hat, wie er mit vollem Körpereinsatz zum Korb zog. 36 Punkte, 10 Assists und 4 Rebounds standen nach dem Buzzer im vierten Viertel auf dem Konto von Brodie, der selbst überrascht über seine Leistungsexplosion schien. 

Klar, die Spiele sind wichtig und auch klar, die Clippers befinden sich in Los Angeles in einem der größten Märkte der NBA, aber dass ein Moment aus dem Spiel so viral gehen würde, hätte so wahrscheinlich niemand erwartet. 

Die Clippers spielten ohne Paul George und Kawhi Leonard, also ging fast jeder Ball in jeder Offense durch die Hände des ausrangierten Superstars Russell Westbrook. Das sah auch Mason Plumlee so. Brodie parkte in der Zone, bekam den Ball gepasst, während Ja Morant und Jake LaRavia, auf die Gelegenheit zum Block wartend, um ihn herumstanden. Ein Pump-Fake später, lasst er die beiden Grizzlies-Spieler ins Leere fliegen, powerte sich hoch zum Korb und konnte nicht nur die leichten Punkte erzielen, sondern zog auch noch das Offensiv-Foul. And One! Russell fiel bei der Aktion auf den babyblauen Boden der Zone und lies seinen Emotionen freien Lauf. „KLICK!“. 

NBA-Fotograf Joe Muprhy hatte derweil seine Kamera in Position gebracht und diesen emotionalen Moment mit Klick auf den Auslöser seiner Kamera festgehalten. Das Besondere daran: Joe Murphy hat es geschafft, dieses Bild „von oben“ zu schießen. 

 

Photo by Joe Murphy/Getty Images

 

Aber wie hat er das gemacht? Denn Joe saß während dieser Aktion am anderen Ende des Spielfeldes auf dem Boden und hing nicht wie zu erwarten, von einem Seil an der Hallendecke runter. Wenn man ihm glauben mag, war das Setting ganz einfach.

Der Fotograf benutze eine „Overhead Remote Kamera“, die er vor dem Spiel am Korb installiert hatte. So einfach der Aufbau scheint, desto schwerer war es, diesen einzigartigen Moment in diesem innovativen Winkel festzuhalten. Es gab eine Chance dieses Foto zu schießen, wie sich Joe Murphy selbst erinnerte: 

 

„Als ich sah, wie er diesen Flex machte, drückte ich auf die Fernbedienung. Ich hatte nur eine Aufnahme, es war ein Bild, und der Moment war vorbei.”

 

 

Die Clippers gewannen das Spiel. Dank des überragenden Westbrooks, der unter anderem fünf seiner fünf Dreier-Versuche traf und klettern so auf Rang fünf der Western Conference Standings. 

Doch für beide Teams begann der Alltag schon nach der Schlusssirene: Nur zwei Tage später stand ein erneutes Spiel beider Teams gegeneinander auf dem Schedule. Wo die Franchises daher „Business as usual“ abgespult hatten, drehte das Internet durch, als das Foto von Joe Murphy veröffentlich wurde. Das Foto ging viral. Jede Sportseite, jeder Basketball-Kanal auf Social Media und tausende Fans posteten oder reposteten das Bild des am Boden liegenden Russell Westbrooks. 

„I was just wondering how this picture was taken because I’ve never seen anything like it. Amazing shot!“ schrieb ein Twitter Nutzer. Einige Tausend weitere, schlossen sich dieser Meinung an. Zurecht. Denn so ein Foto, in diesem Moment hatten wir einfach noch nicht gesehen. 

Doch, hatten wir. Sogar mit ähnlichen Protagonisten. Harry How schoss sechs Jahre zuvor ein ähnliches Foto, als die Oklahoma City Thunder in der Saison 2017 gegen die Clippers spielten. Russell Westbrook flog damals noch in Thunder-Uniform zum Korb und How hielt diesen Moment mit einer Overhead-Kamera fest. 

Der einzige Unterschied: Das Internet war offensichtlich noch nicht bereit diese Art von Shots. 

 

Photo by Howard How/Getty Images

 

Doch sechs Jahre später war das Internet bereit und nur wenige Tage nach dem viralen Foto von Russell Westbrook wurde der Overhead-Shot wiederholt.

Und wieder mit bekannten Akteuren. Dieses Mal allerdings ohne die Clippers und Westbrook. Dafür erneut bei den Grizzlies. Der babyblaue Untergrund der Zone, war gleichgeblieben, aber jetzt war Ja Morant nicht nur Nebendarsteller, sondern hämmerte sich in die Hauptrolle des Fotos. Regisseur war wieder Joe Murphy, der diesen vielleicht sogar noch „besondereren“ Moment, gegen die Portland Trailblazers festhielt: Ja Morant flog über zwei Verteidiger und nahm diese auf ein etwas anderes Poster mit.

Der Dunk allein wäre schon ein absolutes Highlight, aber die Schatten, die entstanden sind, als Joe das Foto über den Köpfen der Spieler aufnahm, machen dieses Bild zum Foto der Saison. Und der Shot hat sogar schon einen Namen: „Ja Morants Monster Shadow Dunk.“ 

 

Photo by Joe Murphy/NBAE via Getty Images

 

Hierfür werden eigentlich keine weiteren Wörter benötigt. Und trotzdem: Wahnsinns Foto und noch heftigere Schatten. 

Die ersten Wallpaper und das erste Merchandise von dem Bild wurden nur wenige Stunden nach dem Shot veröffentlicht. 

Fast schon inflationär tauchen allerdings seit dem vermeintlich ersten Foto von Russell gegen die Grizzlies immer mehr Overhead-Bilder auf.  Wie bei einem guten Song im Radio, der immer und immer und immer wieder gespielt wird. Die Fotografen laufen Gefahr, dass sich Konsumenten an diesem besonderen aber doch schon speziellen Winkel der Fotos übersättigen. Doch trotz des häufigen Gebrauchs sind und bleiben Joe Murphy und Howard How, die Vorreiter dieses Foto-Trends. Und ästhetisch anzusehen sind diese großartigen Fotos der Beiden NBA-Fotografen sowieso. Wir dürfen uns also auf die Play-Offs freuen. 

You may also like...