Udonis Haslem – Eine Hommage An Den Hüter Der Miami Heat Culture 

Photo by Kevin C. Cox/Getty Images

 

Wenn wir an Miami denken, dann sind die ersten Bilder in unseren Köpfen meistens, Strand, Sonne, leicht bekleidete Menschen und Partys. Das ist auch genau richtig. Denken wir allerdings an die Basketball Franchise aus Miami, die Heat, dann sind es Dwyane Wade, LeBron James, Alonzo Mourning, Mastermind Pat Riley oder sogar Center Legende Shaquille O’Neal. Und das ist absolut nicht richtig, denn während all diese Spieler oder Persönlichkeiten kamen und wieder gingen, gab es eine Konstante: 20 Jahre, 1.026 Spiele (inklusive Playoffs), das Etablieren und Bewahren einer der wichtigsten Kulturen in der NBA-Geschichte, völlige Hingabe zu einer Franchise usw. Ihr wisst von wem hier die Rede ist: Udonis Haslem. 

Um zu erfahren, warum der 42-Jährige Bankwärmer die Miami Heat so wichtig über all die Jahre für die Franchis gewesen ist, müssen wir tief in die Vergangenheit von Mr. Miami abtauchen. Dies ist eine Hommage an den Hüter und wahrscheinlich sogar Erfinder der Heat Culture. 

Wer schon einmal in Miami war, der weiß, dass keine andere Stadt in den USA den Mix aus latein- und afroamerikanischen Vibes so sehr versprüht, wie Miami. Da scheint es wenig überraschend, dass Udonis Haslem quasi der „geborene“ Prototyp für Miami ist. Denn natürlich ist „UD“ daher der Sohn eines afroamerikanischen College-Basketballspielers und einer puerto-ricanischen Mutter.  

Geboren am 9. Juni 1980 und aufgewachsen in (Surprise, Surprise) Miami, Florida, spielte Udonis Haslem sogar in der High-School für die Miami Senior High in seiner Heimatstadt.   

Sein heutiger Ruf, ein harter Arbeiter zu sein, eilte ihm schon damals voraus. In typischer „Hustler-Manier“ holte er als einer der bester Rebounder der Liga, mit seinem Team 1997 und 1998 zwei nationale High-School Titel hintereinander. 

Einige Spieler im Team, darunter auch Udonis, verstießen allerdings gegen die Regeln der Florida High School Athletic Association (FHSAA) Rules, indem sie einen falschen Wohnsitz angaben, weswegen der Miami Senior High der zweite Titel aberkannt wurde. 

Trotz des Fauxpas war seine Legacy in der Schule zementiert und es war Zeit für den Miami-Native aufs College zu gehen.

Wir alle kennen die Stories von unzähligen anderen Spielern, die von überall aus den Staaten tausende Kilometer weit weg aus der Heimat gezogen sind, um für ein bestimmtes College zu spielen. Aber was will Udonis Haslem auch in Duke, North Carolina oder Michigan, wenn das Wetter in Florida ist einfach zu gut ist. Und vielleicht war es sogar wirklich das Wetter, Heimweh oder doch schlichtweg nur die Liebe zur Heimatstadt, warum sich der „zukünftige Gatekeeper“ für die University of Florida entschieden hat. Welcher Grund es auch war, Udonis schloss sich trotz verschiedener Angebote von Elite-Universitäten den eher unbekannten „Gators“ an. Das Basketball-Team der Universität war sowohl heute als auch damals nicht bekannt für ruhmreichen Basketball und deswegen war es umso überraschender, als sich das Programm mit Freshman Udonis fast für das Championship-Game der NCAA qualifizierte. Ein Sieg gegen Michigan hatte leider gefehlt. 

 

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Trotzdem haben es die Gators, während der College-Karriere von Udonis Haslem, das erste Mal in der Geschichte der Universität geschafft, vier Jahre in Folge Einladungen zu nationalen NCAA-Turnieren zu bekommen. 

Udonis war auch hier der Motor und Arbeiter des Teams, doch galt angeblich als „zu klein“ für die NBA und wurde aus diesem Grund 2002 von keinem der NBA-Teams gedrafted.
Er ging daraufhin undrafted nach Frankreich zu Chalon-Sur-Saône in die französische Pro A. 

Das erste Mal weg aus der Sonne, das erste Mal weg aus Florida. Die Umstellung und die Draft haben den damals 21-Jährigen offenbar in irgendeiner Form beeinflusst, denn Udonis kam mit 140kg (!) Köper- und Übergewicht zum Saisonstart in Frankreich an. Aber Haslem wäre nicht als Arbeiter bekannt, wenn er es nicht geschafft hätte 23kg abzunehmen und über die Saison fast ein Double-Double aufzulegen. (16,1 Punkte pro Spiel und 9,1 Rebounds pro Spiel) 

 

Photo: Elanchalon.com

 

Seine Leistungen, die Arbeitsethik und die Hingabe zum Spiel ließen die NBA-Franchises jetzt doch auf Udonis aufmerksam werden. Und siehe da: Kaum war die erste Profi-Saison in den Büchern, unterschrieb Udonis Haslem bei den (Again: Surprise, Surprise) Miami Heat. 

Mr. South Beach hat es damit wirklich geschafft, seine gesamte High-School- und College-Zeit in Miami bzw. in Florida zu verbringen und unterschrieb jetzt auch noch bei den Miami Heat. „Das kann man sich nicht ausdenken.“ 

„The Hometown Kid is back in Miami“ und arbeitete sich direkt in seiner ersten NBA-Saison in das All Rookie 2nd Team. Vielleicht ist es die frische Luft des Ozeans oder einfach der Wohlfühlfaktor in seiner Heimatstadt, welche Udonis Haslem auch in seiner zweiten Saison zu noch besseren Leistungen beflügelten. In der Folgesaison ist „305 Udonis“ dann als „Glue Guy“ und Antrieb des Teams in allen 82 Saisonspielen gestartet und legte seinen Karriere-Bestwert mit 9.1 Rebounds pro Spiel auf. Diese Bestmarke steht noch heute. Kein Wunder daher, dass er nach dieser Saison ins Sophomore-Team des All-Star-Weekends berufen wurde. 

Eine weitere Saison später machten die Heat alles richtig, als sie Udonis 2005/2006 seine Rookie-Extension anboten. Haslem unterschrieb, wahrscheinlich ohne darüber nachzudenken, und wurde in der Rolle als Beschützer an der Seite von Dwayne Wade bekannt.  

 

Photo Credit: Steve Mitchell-USA TODAY Sports

 

Das Resultat dieser Rolle ist besonders den deutschen NBA-Fans in Erinnerung geblieben, als auch Dirk Nowitzki mit seinen Mavericks nicht an Udonis und dem Team aus Miami vorbeikam. Die Franchise aus Florida sicherte sich 2006 ihre erste Trophäe in der Vereinsgeschichte. Mit 17 Punkten und 10 Rebounds im entscheidenden Game 6 der Finals, war Udonis Haslem außerdem ein maßgeblicher Faktor für den Titelgewinn der Heat. 

Die GQ schrieb zu diesem Zeitpunkt; „Udonis erfüllt dein Herz mit Angst, bevor du überhaupt mit ihm sprichst.“  

Und das ist überhaupt nicht übertrieben, denn genau diese Rolle ist wie gemacht für Udonis, der spätestens nach dieser Saison als der Vollstrecker der Heat galt. 

Die Unterschrift auf der vorzeitigen Vertragsverlängerung in der Saison 2006/2007, liest sich wie eine Lovestory aus einem Buch für Basketballromantik und zeigt wie verwurzelt Udonis mittlerweile in Miami und bei den Heat ist. Nach dem Championship-Jahr boten die Heat, dem Forward einen viel zu gering dotierten Vertrag für weitere 5 Jahre und max. $20 Millionen US Dollar an. Während UD allerdings deutlich lukrativerer Angebote von den Mavs oder den Nuggets auf dem Tisch liegen gehabt hatte, entschied sich der Lokalmatador trotzdem in seiner Heimatstadt zu bleiben.
Wer jetzt noch nicht fühlt, wie viel Miami in Udonis Haslem oder viel besser wie viel Udonis in Miami steckt, der- oder diejenige sollte jetzt genau hinschauen: Denn entgegen dem allgemein bekannten Mythos, war es angeblich sogat Udonis Haslem und nicht Dwyane Wade, der LeBron James überhaupt erst dazu gebracht hat seine „Talents nach Southbeach“ zu bringen. 

Und natürlich geht Udonis dann auch 2012 und 2013, also den Championship-Saisons des Dynasty-Teams in Miami, als der Beschützer von LeBron James und Dwyane Wade in die Geschichte der Franchise ein. 

Udonis Haslem ist der Typ für „Dirty Work“. Er ist sich für keinen extra Meter zu schade und geht dahin wo es weh tut und genau das macht ihn so wichtig für die Franchise, die sich mittlerweile damit rühmt, die beste Arbeitsethik aller NBA-Teams zu schulen. Die sogenannte „Heat-Culture“. 

 

Photo Credit: Steve Mitchell-USA TODAY Sports

 

Nach der dritten Chip im Jahr 2013 musste Udonis allerdings seinen Starting-5 Platz räumen, blieb aber weiterhin ein wichtiger Baustein des Teams. 

Seine Rolle sollte sich jedoch ändern: Sie wurde jetzt mehr und mehr das, was wir heute als „Gatekeeper der Heat Culture“ definieren. Er selbst beschreibt sich seit diesem Zeitpunkt eher als Ausbilder und Vermittler der Arbeiter-Kultur für die jüngeren Spieler.  

„Alles, was ich in den letzten Jahren gemacht habe (die erneuten Vertragsverlängerungen) war egoistisch. Ich hätte schon längst aufhören können, aber es kam immer wieder irgendein neuer junger Spieler, der mich an mich selbst erinnert hat. (…) der eine Gelegenheit braucht, der eine Gelegenheit will und der eine Gelegenheit verdient. Jedes Jahr sehe ich einen neuen Udonis Haslem in den Jungs und ich habe diesen Jungs noch viel Game zu geben. Es geht darum Ihnen die Gewohnheiten unserer Franchise zu vermitteln und sobald die Jungs reinkommen (in die Halle) müssen sie Gas geben und ich bin derjenige, den sie dabei sehen. Und ich nehme das fu*king ernst! Bei mir ging es immer um alle anderen, niemand hat geglaubt ich schaffe es in die Liga und jetzt bin ich seit 20 Jahren da! Das will ich den Jungs mitgeben und das ist auch das, was ich mir und meinem Vater geben wollte.“ 

Und nicht nur 20 Jahre in der NBA, sondern 20 Jahre bei nur einer Franchise. Und das bei seinen Miami Heat. Ausschließlich Kobe und Dirk haben mehr geschafft. 

Kareem Abdul-Jabbar war im Alter von 41 Jahren und drei Tagen der älteste Spieler in der NBA-Geschichte, der 24 Punkte gescored hat. Dieser Altersrekord wurde am Abend des 09. April 2023 vom 42-jährigen Udonis Haslem eingestellt.  

Vor der finalen Regular-Season-Partie gegen Orlando Magic erhielt Franchise-Urgestein Udonis Haslem den passenden Schaukelstuhl vom Team, bevor er dann mit seiner Gala-Vorstellung begann. UD hat mit 9 von 17 Treffern aus dem Feld und 3 von 7 Dreiern, den dritthöchsten Scoring-Wert seiner Karriere aufgelegt. In 1.026 Spielen. Wahnsinn. Auch seine drei getroffenen Dreier passen nicht ins Bild, denn in seiner gesamten 20-jährigen Karriere bei Miami hat er nur sechs (!) weitere Dreier versenkt. 

Kurz vor Ende des vierten Viertels, wurde der Publikumsliebling dann mit Standing Ovation von der gesamten Halle ausgewechselt und wirklich jede Person, inklusive Pat Riley und Alonzo Mourning, stand und applaudierte dem Miami-Legionär. 

Fun Fact: Rapper Pitbull, der sich immer damit rühmt „Mr. 305“ zu sein oder Rick Ross, der auch nur zu gerne von sich behauptet „Miami-zu-sein“, brauchten den „OG Miami Touch“ für ihre Musikvideos und engagierten Udonis für die Clips von „Born N Raised“ und „Welcome To My Hood“. 

Nach dem Spiel übergab Udonis Haslem verdienterweise den Game-Ball von Coach und Schachspieler Erik Jon Spoelstra mit folgenden Worten: 

“He is the ultimate competitor, the ultimate teammate, the ultimate winner,” Heat coach Erik Spoelstra said. “He’s about all the right things. He also has that ‘it’ quality and he’s always had that.”

Er wird eventuell nochmal in den Play-Offs spielen dürfen, falls die Heat diese erreichen sollten, und selbst wenn nicht, wird Udonis der Franchise sicher erhalten bleiben. UD könnte sich auch dem legendären Miami Heat Golden Oldies Dance Team anschließen und dort die Heat Culture etablieren. Für was auch immer er sich entscheidet: Miami braucht ihren Gatekeeper und Udonis braucht Miami und deswegen bleibt Udonis Haslem nach wie vor bei den Miami Heat. 

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