Was Kam Zuerst? Huhn oder Ei, HipHop oder Basketball?

Photo by Focus on Sport via Getty Images

Was Kam Zuerst? Huhn oder Ei, HipHop oder Basketball? 

 

Zugegeben ein verwirrender Titel wenn man doch nur darauf hinaus will, dass die beiden Branchen relativ kongruent und symbiotisch zueinander stehen.

Baller wollen sein wie Rapper und Rapper wollen sein wie Baller. Aber woher kommt das eigentlich? Warum ist die HipHop Kultur so tief mit der Kultur des Basketballs verwurzelt? Warum nicht mit Football? Oder Fußball? Und warum überhaupt mit einem Sport? 

Wenn man sich die Grundmauern des Musikgenres anschaut, dann wird oft von den „Vier Säulen des HipHops“ gesprochen. Noch heute heißt es, es seien das MC-ing, das DJ-Ing, Breakdance und Graffiti, auf denen der mit Beats unterlegte, Sprechgesang basiert.

Geschichtlich mag das sicher der Wahrheit entsprechen, wenn man an die Blockpartys der 70er Jahre in der Bronx und Harlem denkt. Disc Jockeys, die verschiedene Platten miteinander mischten und so die ersten „Breakbeats“ erschufen. Von einem „urbanen Phänomen“ wurde damals berichtet, als die ersten Tänzer sich auf Ihren Köpfen drehten oder sich entgegen der Schwerkraft zu den Beats der neuen Musikrichtung bewegten. 

Aber eben genau in dieser Gegend, um genau zu sein in der 280 W 155th St in New York, im Stadtteil Harlem, liegt eben auch der Rucker Park. Basketballfetischisten wissen, worauf dieser Ort anspielt. Ein öffentlicher, an einem Spielplatz und einer heute geschlossenen Schule gelegener Basketballplatz, der die gesamte Kultur auf den Kopf stellen sollte.

Seit der Erbauung des Parks Anfang in 1950er Jahre, vom gleichnamigen Holcombe Rucker, der von 1948 bis 1964 leitender Angestellter des Department of Parks & Recreation in Harlem war, sollte der Ort als sportlicher Zufluchtsort für Kinder und Jugendliche aus Harlem und der angrenzenden Bronx zur Verfügung stehen. Dass sowas kein Selbstläufer sein würde, muss den Verantwortlichen damals klar gewesen sein. Aus diesem Grund wurde ein Turnier mit dem Namen „Rucker“ Mitte der 50er Jahre ins Leben gerufen.

Heute wissen wir alle was für eine Tragweite diese Entscheidung auf die nachfolgenden Generation haben sollte. Damals war es allerdings nicht mehr als eine noble Geste, entsprungen aus einer Idee und die Vision benachteiligten Kindern den Zugang zu Colleges zu ermöglichen. Lokale Teams spielten gegen Teams aus anderen Nachbarschaften und im Publikum saßen neben Eltern, Freunden und Nachbarn eben auch Scouts von Colleges aus dem ganzen Land. Das sprach sich herum, wie ein Lauffeuer und nach nur wenigen Jahren wuchs das „Rucker Tournament“ zu einer Anlaufstelle von Ausnahmespielern aus ganz New York und dem ganzen Staat heran.

In den ersten Jahren konnten so über 700 Voll- und Teilstipendien an, die vom „System“ nicht berücksichtigten Kinder und Jugendlichen verteilt werden. Es dürfte daher niemanden verwundern, dass das Sprichwort “each one, teach one“ das Mantra des Parkgründers Holcombe war. 

Über die Jahre entwickelte sich das Turnier Richtung der 70er zum absoluten Hotspot für Basketballer. Bei dem jährlich im Sommer stattfindenden Turnier, erreichte die Kapazität der Zuschauer schnell ihre Grenzen und so wichen die Schaulustigen auf die angrenzenden Project Buildings, Zäune und sogar Laternenmasten aus, um das Spektakel beobachten zu können. Abseits der nun weit mehr als 700 an Colleges untergebrachten Kids, funktionierte das Projekt auch für alle anderen Menschen in der Nachbarschaft und darüber hinaus, wie erhofft sehr gut: Die Kriminalität sollte in der gesamten Gegend für vier Stunden lang an vier Tagen in der Woche komplett wegfallen, da jedes Spiel ein riesiges Publikum aus allen Gesellschaftsschichten an sich zog. Vom Drogendealer bis zur Hausfrau, waren alle „im Rucker“. Der gesamte Park formte sich zu einem Ort in dem die Unterhaltung die Kontrolle über die Kriminalität übernahm. Unterhaltung ein gutes Stichwort, denn mit der wachsenden Aufmerksamkeit des Turniers, wuchs auch die Teilnahme von DJs, Künstlern, Tänzer und Menschen die Sprachgesang machten, (heute würden wir diese als Rapper und Rapperinnen bezeichnen), die während des Turniers auftraten.

Ihr erinnert euch an die eingangs erwähnten Blockpartys? Der Rucker wurde zur größten Blockparty des Landes. Eine Party bei der niemand fehlen durfte. Mit „niemand“ sind natürlich auch NBA-Spieler gemeint, die sich in den 70ern regelmäßig mit Prospects aus den New Yorker Statdteilen Seite an Seite gegen Teams anderer Nachbarschaften, Städte oder sogar Staaten gebattlet haben. Wir erinnern uns sicher an Wilt Chamberlain oder Connie Hawkins, die damals bei den Games selbst auf dem Boden den Courts standen.

Denken wir allerdings heute an den Rucker Park, denken wir in so ziemlich einem der ersten Gedanken auch an den Doctor. Dr. J. Julius Erving. Ein Typ der mit seinem `Fro und seiner Athletik in den Park spazierte und mit seinen krachenden Dunks sofort die Aufmerksamkeit aller Zuschauer, Spieler und MCs an sich band. Der gefühlte Erfinder des Slam Dunks, war damals noch nicht bei jedem so bekannt wie heute. So erinnert sich New York Knicks Spieler Tom Hoover: „Wir spielten das erste Spiel mit ihm und alle sagten immer wieder: „Warte, bis Julius reinkommt, du wartest, bis Julius reinkommt“, und ich sagte: „Wer ist Julius? Ich bin in der NBA, was interessiert mich Julius.“ 

Dieser Julius zeigte ihm und allen anderen bei jeden Spiel in jedem Turnier, an dem er teilnahm, wer er war und warum man sich für ihn interessieren sollte. Jede Frau wollte Julius, jeder Typ wollte sein wie er und sogar Rapper erwähnten ihn in seinen Songtexten. 

Die Kulturen sind schon längst durch das Turnier verschmolzen und doch beschreibt eine urbane Legende die wahre Verbindung zwischen Basketball und Hiphop als den Moment, in dem Kurtis Blow 1984 die beiden Superstars Julius Erwing und Moses Malone in seiner Hit-Single „Basketball“ erwähnte. Heute ist die Verbindung nicht mehr wegzudenken. Rapper tragen seit Jahrzehnten Basketball-Trikots der Stadt die sie repräsentieren und Basketball-Sneaker in ihren Musikvideos. Baller hingegen kleiden sich mit Baggiepants oder anderer Streetwear, um so „Rapper wie möglich“ auszusehen. Andere NBA-Spieler rappen einfach selbst, so wie Shaq, Inverson Dame oder Lonzo und lassen so die Grenze zwischen Sport und Musik verschwinden.

Daher ist es überhaupt nicht wichtig, was vorher da war, wer angefangen hat oder was wichtiger ist. Hiphop oder Basketball. Fakt ist, das beide Branchen davon maximal profitieren und wir zurecht von der Basketball Hiphop Kultur sprechen. 

Es gibt sicher nicht „die eine Geschichte“ oder „den einen Zeitpunkt“, der erklärt, wann HipHop und Basketball verschmolzen, aber diese Geschichte kommt der Wahrheit vielleicht sogar am nächsten. Und all das dank dem True Mecca of Basketball – dem Rucker Park. 

You may also like...