Wie Ich Dem Ice Man Beim All-Star Weekend Helfen Konnte

Photo by Andy Hayt/ NBAE/ Getty Images

Wie Ich Dem Ice Man Beim All-Star Weekend Helfen Konnte

 

Wie bereits in seiner Hall of Game Folge erwähnt, gibt es nur ganz wenige Spieler in der NBA Geschichte die, wenn man ihren Namen hört, direkt mit einem speziellen Move in Verbindung gebracht werden. Es sind diese Spieler, die damit ganze Ären prägten und nachfolgende Generationen inspirierten den Move zu perfektionieren und in ihr Arsenal aufzunehmen.

Wir denken an Wilt Chamberlains Dipper Dunk, Kareem Abdul-Jabbar’s Skyhook, an Dirk Nowitzkis One-Legged Fadeaway, und an George Gervins Fingerroll.

Und genau dieser beeindruckende Fingerroll ist der sprichwörtliche rote Faden der Gervins gesamte Karriere durchzog und mit dem er die NBA offensiv dominierte – denn offensiv dominieren, das ist es was Gervin tat. Scoren lag einfach in seiner Natur. Es gibt wenige Spieler die über einen so guten Touch verfügten wie er, nicht vor, während oder nach seiner Karriere. 

Gervin sorgte selten für UUUUUhhhhs und AAAAAAhhhs in den Arenen oder vor den Bildschirmen. Er hatte nicht wirklich viele spektakuläre Moves oder heftige Dunks. Dunken, das tat er trotz seiner stattlichen Größe nur äußerst selten – er selbst gab zu, dass ihm dabei immer die Hände schmerzten. Spektakulär? Zu untypisch war dafür auch sein äußerliches Profil für einen Basketballspieler. Der Ice Man wog in etwa so viel wie eine Ballerina des Bolshoitheaters und hatte Arme und Beine die einen Vergleich mit Streichhölzern provozieren könnten. Lang, schlaksig und schlank – Wenn man im Duden nach Bohnenstange sucht, findet man möglicherweise ein Foto Gervins vor. Deshalb spielte er auch einfach ungern physischen Basketball. Neben seinem Fingerroll wurde zumeist aus der Mid-Range abgedrückt, oder über das Brett geworfen. Es war ihm egal, er war einfach zu cool, als dass ihn so etwas stören würde. Er dominierte auch ohne nächtliche Highlights. Letztendlich war es nicht nur sein Fingerroll, oder seine coole Art den Ball von überall in den Korb bugsieren zu können, sondern auch seine überaus coole Haltung auf dem Court, die Gervin einen der besten Spitznamen der NBA Geschichte einbrachten. Der Ice Man.

Selten jedoch war ein Spitzname passender. Er war der Mann aus Eis. Früh musste er sich, aufgrund der wie bereits angesprochen mangelnden physischen Fähigkeiten, auf das Eis in seinen Venen verlassen, das ihm half Korb um Korb zu erzielen. Zudem zeigte er all denen eine kalte Schulter, die über Jahre seinen Defensivarbeit kritisierten. Wer allerdings genau wissen will wie sehr der Name Ice Man zu Gervin passt, der sollte vielleicht David Thompson, der seinerseits als Skywalker ebenfalls mit einem der coolsten Spitznamen der NBA Geschichte versehen wurde, über seinen schon sicher geglaubten Scoringtitlel fragen.

Für die Jüngeren unter euch, die kein Bild von ihm haben, und wissen wollen wer genau dieser 2,07m große, unglaublich schlanke Mensch mit einem Jumper weich wie Seide, war: Als vor dieser aktuellen Saison TNT die legendärsten Fotos der NBA Geschichte mit aktuellen Stars zu neuem Leben erweckte und Kevin Durant Gervins Jersey überzog war das viel mehr als nur die sprichwörtliche Faust, die aufs Auge passt. Von ein paar Zentimetern hin oder her und der besseren Defensivarbeit Durants abgesehen, war das ein „Match made in heaven!“

Doch die Karriere Gervins ist auch eine Anreihung der berühmten What ifs – der was wäre wenns. Was wäre wenn die Squires Dr.J hätten halten können? Was wäre wenn die Spurs ihn hätten adäquates Talent an die Seite stellen können? Was wäre wenn sich Michael Jordan bei Gervins erster Saison in Chicago nicht den Fuß gebrochen hätte? 

Der Ice Man spielte in der Zeit vor dem Kabelfernsehen. In einer Zeit, in der NBA-Spiele selten im nationalen Fernsehen zu sehen waren, und wenn, dann waren es definitiv nicht die Spurs.

Vielleicht ist das auch der Grund, dass wenn wir heute über die besten Scoren aller Zeiten sprechen und darüber diskutieren, zumeist die gleichen Spieler genannt werden – Jordan, Kareem, Wilt, Kobe, Durant und eventuell sogar Harden – doch Gervins Name äusserst selten fällt… zu selten.

Vielleicht wird aber, ähnlich wie beim einst als ewig angenommen Eis, auch die Legacy des Ice Mans mehr und mehr schmelzen, sei es aufgrund nicht gewonnener Titel, einer nicht sehr populären NBA Ära, oder den ABA Jahren die die NBA statistisch leider in keine All-Time Listen miteinbezieht. Eine Pfütze, wird der Ice Man allerdings niemals werden, es gibt ja immer noch den Fingerroll.

Und genau dieser ehrwürdigen NBA Legende konnte ich während des letztjährigen All-Star Games in Cleveland helfen.

Nach dem Highlight des Wochenendes, einem durchaus sehr überzeugenden All-Star Games, machte ich mich auf den Weg ins Renaissance Hotel in Downtown Cleveland um mir bei der Media Reception am Buffett noch den Magen etwas vollschlagen zu können, während man bei einem Bierchen mit Kollegen über das vorausgegangen Spiel sinniert.

Da wir anders als das Gros an amerikanischen Kollegen uns für den Fußweg entschieden, da wir trotz -12 Grad keine Lust auf 30 Minuten Stau in einem Shuttlebus hatten, waren wir mit die ersten vor Ort.

Gerade als wir unsere Taschen und Winterjacken an einem Tisch abgelegt hatten um uns auf dem Weg zum Buffett zu machen, hörten wir am Empfang ein paar Stimmen die diskutierten. Neugierig wie wir sind, gingen wir gen Empfang um uns das ganze etwas genauer anzuschauen.

Da war er… der Ice Man. In Fleisch und Blut. Er war da und wurde nicht reingelassen, da er keine Credentials trug. Die Hotelangestellten wurden wohl nur geschult auf eben diese zu achten. Dass das gesamte Hotel von NBA Mitgliedern, Spielern und Journalisten gefüllt war und Gervins Statur und gebrechlicher Gang durchaus auf eine lange Profikarriere hindeutet, war den Menschen am Empfang wohl nicht Indikator genug um ihn hineinzulassen.

Deshalb sprangen wir in die Bresche und erklärten den beiden Mitarbeitern, dass der Mann, mitsamt seiner Familie, der vor ihnen stand, einer der 76 Menschen sei, warum dieses Fest im eigentlichen überhaupt so stattgefunden hat. Sie entschuldigten sich und gewährtem Gervin Einlass. 

Dieser bedankte sich bei uns und nahm noch kurz bei uns am Tisch platz um ein Schwätzchen zu halten.

Was ein schönes Ende dieser All-Star Woche.

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